Beispiel für ein Liniendiagramm zu Militärausgaben
Musterbeispiel zur Erschließung
1. Äußere Informationen nutzen
Im Liniendiagramm werden die Militärausgaben Deutschlands von 1925 bis 1938 im Verhältnis zum Volkseinkommen (Bruttosozialprodukt) in Prozent angegeben.
2. Inhalte erfassen
Das Diagramm lässt sich in zwei Abschnitte von 1925 bis 1932 und 1933 bis 1938 einteilen. Im ersten Zeitabschnitt lag der Anteil der Rüstungsausgaben bei 1% des Bruttosozialproduktes und ist über den gesamten Zeitraum nahezu konstant geblieben. Im zweiten Abschnitt ist der Anteil schrittweise von 3,2% 1933 auf 18,1% 1938 gestiegen. Besonders auffällig ist die Verdopplung 1933 und der Anstieg um 89% 1939, jeweils im Vergleich zum Vorjahr. (Die Berechnung: 3,2 [1933] ÷ 1,5 [1932] ≈ 2 ((18,1[1938] - 9,6[1937]) ÷ 9,6[1937]) x 100 ≈ 89%)
3. Das Material einordnen
Das Liniendiagramm beschäftigt sich mit der Zunahme der Rüstung in der Phase vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, die von 1933 bis 1938 einzuordnen ist. Der bereits erkannte Wechsel der Abschnitte wird durch den Beginn der Herrschaft Hitlers 1933 markiert. Während vorher die Rüstungsausgaben auf einem konstant niedrigen Niveau lagen, hat Hitler offensichtlich bereits 1933 die Rüstungsausgaben stark gesteigert. Von 1934 bis 1937 sind die Ausgaben zwar stark angestiegen, haben sich jedoch - wahrscheinlich aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten - nicht erneut verdoppelt.
4. Das Material deuten
Bemerkenswert ist der starke Anstieg 1938, der verdeutlicht, dass Hitler offensichtlich bereits ein Jahr vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs fest mit einer kriegerischen Auseinandersetzung rechnete.
Hitler hat insbesondere in der ersten Phase seiner Herrschaft vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs behauptet, er strebe einen friedlichen Ausgleich mit den Nachbarländern an. Mit Hilfe des Liniendiagramms lässt sich jedoch zeigen, dass dieser angebliche Friedenswille Hitlers den erheblich gesteigerten Rüstungsanstrengungen gegenübersteht. Insofern muss angenommen werden, dass er bereits ab Beginn seiner Herrschaft eine kriegerische Auseinandersetzung angestrebt hat.